Gutes Brot

Ich sitze hier gerade mit einer Scheibe meines selbst gebackenem Sonnenblumenkernbrotes und denke nach. In einer meiner Liebsten Gruppen auf Facebook geht es gerade heiß her, das Thema ist „Wo kauft Ihr Euer Brot?“. 


Ich möchte nun gar nicht mit dem Zeigefinger auf jemanden zeigen und sagen „Du bist böse, weil DU Discounter-Brot kaufst“. Jeder der hier ab und zu mit liest, weiß, dass wir nicht viel Geld zur Verfügung haben, deshalb verstehe ich die Versuchung die von billigem Brot ausgeht nur zu gut. Gerade wenn die Familie etwas größer ist und am Tag 1 Laib Brot weggeht, scheut man den Weg zum (teureren) Bäcker.


Allerdings möchte ich ein paar Punkte zu Bedenken geben:


1. Ein gutes Brot braucht Mehl, Salz, Wasser und Hefe/Sauerteig. In Discounterbrot stecken aber deutlich mehr Zutaten, z. B. Invertzuckersirup, Karamellsirup, Natriumacetate. Cystein, Ascorbinsäure und Backfette sind nicht deklarationspflichtig, sind aber wichtig, damit die Teige nicht in den Maschinen kleben bleiben, die Gärprozesse schneller ablaufen und die Teiglinge sich besser verarbeiten lassen. Interessant ist dazu der erste Abschnitt im Artikel „Ist Brot vegan?“ bei Vegpool. 


2. Brot Backen ist ein Lehrberuf, ein Handwerk um genau zu sein. Ein Bäcker lernt welche Rohstoffe er wofür nutzt, wie die Teige angesetzt, begleitet und weiterverarbeitet werden (siehe Back-dir-deine-Zukunft). Jeder der schon einmal einen Elektriker oder einen Installateur im Hause hatte, weiß, dass gutes Handwerk seinen Preis hat. 


3. Deutschland ist das Land des Brotes. Nirgends sonst gibt es so eine breite Auswahl an Sorten. Das deutsche Brot soll sogar ins immaterielle Weltkulturerbe aufgenommen werden.


Und dann kaufen wir aufgetaute Teiglinge, die nicht einmal in Deutschland produziert wurden…

Der Preiskampf beim Brot geht nicht spurlos an den Bäckereien vorbei. Immer mehr Traditionsbäckereien streichen die Segel (statistisch schließt pro Tag eine), viele andere stellen teilweise auf Backlinge um, damit sie einigermaßen im Preiskampf mit halten können.


Es ist wichtig die Traditionsbäcker zu unterstützen, wo Ihr in Eurer Nähe einen Bäcker findet, erfahrt Ihr zum Beispiel in dieser Zusammenfassung der Zeit


Und wenn es tatsächlich gar keinen Bäcker in der Nähe gibt bzw. der Kauf von Brot den finanziellen Rahmen sprengt, dann bleibt immer noch die Alternative selbst zu backen. Da weiß man was drin ist und das einzige „Problem“ ist die nötige Vorplanung. 


Im Netz findet man diverse Seiten die sich rein mit Brot auseinander setzen, zum Beispiel der Brotdoc oder der Plötzblog. Es gibt Aktionen zum Thema Brot zum Beispiel der Bread Baking Day vom Kochtopf und der Bread Baking (Fri)Day von Experimente aus meiner Küche. Und schlussendlich gibt es unglaublich viel Literatur zum Thema, beispielsweise das Brotbackbuch*, Brot aus dem Topf* und Brot*. Traut Euch zu hinterfragen was Ihr da esst und überlegt Euch Alternativen. 


Zum Abschluss gibt es noch das Einsteigerrezept fürs Brotbacken schlechthin – damit habe ich auch angefangen. Es geht um das No-Knead-Bread, einfach, gelingsicher und trotzdem lecker. Darauf kann man dann aufbauen.




350 g Weizenmehl Typ 550
4 g Frischhefe
10 g Salz
290 g Wasser

















Die Hefe im lauwarmen Wasser auflösen und kurz stehen lassen. Die restlichen Zutaten abwiegen und in einer Schüssel mischen. Das Hefewasser zugeben und mit einem Holzlöffel alles so vermischen, dass keine trockenen Stellen mehr zu sehen sind. 


Die Schüssel abdecken und etwa 12 Stunden gehen lassen. Der Teig ist relativ flüssig und sollte gut aufgegangen sein. 


Die Arbeitsfläche großzügig mit Mehl bestäuben. Den Teig auf das Mehl geben (Reste aus der Schüssel kratzen) und mit einer Teigkarte einmal von oben, von unten, von links und von rechts zur Mitte falten (relativ schwierig, weil widerwilliger Teig). Den gefalteten Teig nun in ein bemehltes Gärkörbchen oder eine gemehlte Schüssel legen. 


Einen schweren Topf mit Deckel (vorzugsweise Gußeisen) im Ofen bei 230°C aufheizen (etwa 40 Minuten). Dann den Topf aus dem Ofen holen (Vorsicht HEIß), den Teigling in den Topf kippen und mit einem scharfen Messer kreuzförmig einschneiden. Den Deckel drauf machen und im Ofen 30 Minuten backen. Dann den Deckel abnehmen und nochmals 10 Minuten backen. 


Den Topf aus dem Ofen holen, das Brot auskippen und etwas abkühlen lassen. Genießen 🙂




Ich benutze übrigens diesen Topf* und habe dieses Gärkörbchen*. Beim Topf ist man aber relativ frei, ich habe schon gehört, dass es auch im Bräter funktioniert und sogar im ganz normalen Edelstahltopf (ohne Gewähr). 


In nächster Zeit werde ich noch einmal genauer auf Topfbrote eingehen, auf meine ersten Versuche, verunglückte Brotexperimente und mein aktuelles Lieblingsbrot. UND was ich in Zukunft noch so vor habe 😉

Weiterführende Infos findet Ihr übrigens überall im Netz. Zum Beispiel hier, hier, hier und hier



















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5 Comments

  • Reply
    ostwestwind
    26. März 2015 at 07:30

    Ich backe ja nicht erst seit dieser unsäglichen Werbung mein Brot (seit mindestens 15 Jahren ) selbst und kaufe auch ausgewählte Zutaten bei genau diesem Discounter. Nur gutes Brot erkennt man eben am Preis und es sollte jedem klar sei, dass ein niedriger Preis zu Lasten der Qualität geht. Da werden die Mehle mit zig Stoffen behandelt, damit die sich mit Maschinen herstellen lassen. Der Bäcker, auch der Hobbybäcker, geht auf die unterschiedlichen Gegebenheit ein. Ich bewundere dich, dass du trotz deiner angespannten finanziellen Situation auf Qualität achtest. Meine Hochachtung. Und hier hätte ich noch ein paar einfache Brote für dich. Die Kruste des Tropfbrotes ist aber kaum zu toppen, oder?

    • Reply
      Lani
      27. März 2015 at 07:27

      Die Kruste ist wirklich himmlisch *-* Allerdings ärgert es mich sehr, dass ich noch nicht heraus gefunden habe, wie ich die bewahren kann, ohne das mir angeschnittenes Brot trocken wird. Hast du da auch eine gute Idee? Ansonsten werde ich mich bald mal an Sauerteig herantasten. Mal sehen wie es wird *g*

    • Reply
      ostwestwind
      27. März 2015 at 19:46

      Am besten in einem Brottopf auf der Schnittfläche aufbewahren. Ansonsten trocknen Brote mit direkter Teigführung schneller aus als Brote mit Vorteigen, Sauerteigbrote trocknen am wenigsten aus. Ist wirklich so. Weizen schneller als Roggen.

  • Reply
    Aska
    26. März 2015 at 18:16

    Seitdem mir endlich Hefeteig gelingt backe ich Brot und Brötchen selber. Aber auch Kuchen, Plätzchen, Muffins…….werden selber gebacken. Da weiß ich wenigstens was drin ist. Jedoch wenn ich wirklich mal nicht backen kann (weil ich krank bin) dann hole ich mir das Brot auch beim Bäcker. Und das, obwohl auch ich wenig Geld zum Leben habe (offiziell lebe ich unterhalb der Armutsgrenze……das verdränge ich aber gerne).

    Wer glaubt, dass Brot mal eben in 5 Minuten gebacken wird, der hat vermutlich noch nie gesehen, wie Brot gebacken wird.

    Und *grins* das knetfreie Brot kann ich nur empfehlen, gibt es bei mir auch ab und an.

    • Reply
      Lani
      27. März 2015 at 07:29

      Es ist schade, dass der Bezug zur Herstellung von Lebensmitteln immer mehr verloren geht. Das betrifft ja nicht nur Brot, sondern gerade auch Fleisch und andere tierische Produkte. Ich sehe es in meiner eigenen Familie wie die Augen verschlossen werden…

      Demnächst werde ich mich mal an "Schrippen" ausprobieren, ich werde berichten ob sie gelingen 🙂

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