Der Zabert Sandmann Verlag hat mir für die JTEB-Woche die Wahl gelassen, welches der Neuerscheinungen ich gern vorstellen möchte. Die Wahl fiel mir wahrlich nicht leicht. Ich habe lange geschwankt zwischen „Echt Indien vegetarisch“ und „Kochen und Backen mit der Maus„. Das Maus-Buch werde ich mir definitiv noch zulegen, aber aktuell interessiert sich der Mini noch nicht wirklich für Kochbücher. Für Kochen mit Kindern ist das aber glaube wirklich toll!
Das indische Buch habe ich übrigens auch aus dem Grund genommen, weil „Step-by-Step“-Fotos angekündigt wurden. Manchmal kann das ganz hilfreich sein, wenn ich da nur an mein letztes Massala-Hähnchen denke…
Design/Bildgestaltung
Beim Auspacken fällt einem als allererstes der wunderbare Umschlag auf. Er ist mit Stoff überzogen und fühlt sich einfach – ich weiß nicht wie ich es anders sagen soll – teuer an. Es ist ein Hardcoverbuch mit 312 Seiten insgesamt.
Das Buch ist in 7 Kapitel unterteilt, zusätzlich werden am Anfang typische im Buch verwendete Gewürze, Obst- und Gemüsesorten, Nüsse und Hülsenfrüchte erklärt. Außerdem wird kurz auf die benötigten Küchenutensilien eingegangen. Am Ende hat man dann natürlich das Glossar, Register und – was ich sehr sympatisch finde – ein paar Menüvorschläge.
Die Kapitel sind durch farblich unterschiedliche Striche gekennzeichnet, man erkennt also von außen in welchem Kapitel man landet beim aufschlagen. Wenn man die Farben weiß, kann man also gezielt aufschlagen ^^. Jedes Kapitel beginnt mit einem Bild auf einer Doppelseite. Diese sind schön arrangiert und fotografiert.
Die Bilder in den Kapiteln allerdings sehe ich sehr zwiespältig. Alle Fotos sind ausgeschnitten. Dadurch das der Hintergrund fehlt, wird den Gerichten viel genommen. Weißer Teller auf weißer Buchseite ist nicht wirklich schön anzusehen…
Alltagstauglichkeit
Ich empfinde das Buch leider nur bedingt alltagstauglich. Ich schlage ein beliebiges Rezept auf und frage mich sofort wo man die Zutaten herbekommen soll. Geschälte, gespaltene Mungbohnen, Fenchelsamen, Asant, Minzpulver, Jaggery, Jackfrucht, Paneer – das sind für mich alles böhmische Dörfer. Im normalen Supermarkt um die Ecke bekommt man wahrscheinlich wenige bis gar keine dieser Zutaten.
Im Kapitel Tipps und Tricks wird zwar erklärt wie man Gewürzmischungen selbst herstellt, aber auch hierfür brauch man Exoten wie z. B. Korianderkörner und Kardamomkapseln. Manche Sachen sind auch ziemlich aufwändig, beispielsweise die Herstellung von Frischkäse und Joghurt wird beschrieben. Das klingt durchaus interessant, aber es ist natürlich durchaus Aufwand. Für einmal mal so nebenbei ist das fast schon zuviel Arbeit. Oder man arbeitet gleich auf Vorrat, dann gibt es aber mehr als einen Tag indisch, damit keine Reste bleiben…
Umsetzung
Aufgrund der Schwierigkeiten die Zutaten zu bekommen, habe ich relativ lange gesucht bis ich ein Rezept gefunden habe, was ohne große Probleme umsetzbar ist. Gelandet bin ich schließlich beim Indischen Blumenkohlgratin. Das Rezept an sich ist relativ einfach umsetzbar. Allerdings blieb ich ständig hängen. Erst sollte eine grüne Chilipaste gemacht werden aus einer grünen Chilischote – das hat nicht wirklich gut geklappt, am Ende hatte ich grobe grüne Chilistücken im Essen. Das andere waren zerdrückte Erdnüsse, diese mussten geknackt, angeröstet, gepellt und dann im Mörser zerstampft werden. Dann noch den Käse frisch reiben – irgendwie hat das alles ungemein aufgehalten. Wenn man allerdings alles schon stehen hat, geht es meiner Meinung nach deutlich schneller.
Was mir allerdings aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass man manche Rezepte mehrmals lesen muss um sie zu verstehen. Wenn das mir als – ich sage das mal so frech – erfahrener Hobbyköchin schon so geht, glaube ich nicht, dass dieses Buch etwas für Anfänger ist.
Geschmack
Das Blumenkohlgratin hat wirklich gut geschmeckt, allerdings ist Koriander absolut nicht meins und wird es auch nie werden (ich gehöre zu den Menschen für die Koriander seifig schmeckt…). Die Kombination Erdnüsse, Blumenkohl und Chili gefällt mir sehr gut. Leider ist scharf hier nicht die bevorzugte Geschmacksrichtung… Wenn ich die benötigten Utensilien zusammen habe – und eine bessere Currymischung als meine aktuell verwendete – werde ich das ein oder andere definitiv noch ausprobieren.
Preis-/Leistungsverhältnis
Das Buch hat mit 29,95 € einen durchaus stolzen Preis. Man erhält dafür aber knapp 250 Seiten voller vegetarischer Rezepte. Von den meisten Gerichten habe ich persönlich noch nie etwas gehört, was man vom Namen her kennt, wird vollkommen anders zubereitet (beispielsweise Cheesecake mit Kondensmilch).
Fazit
Ich finde es ist ein wirklich schönes Kochbuch, aber das mit den Bildern stört mich doch sehr. Ich denke hier wurde eine Menge Potential verschenkt. Wer sich von Kochbüchern Inspirationen beim Durchblättern erhofft, wird diesem Buch höchstwahrscheinlich keine wirkliche Chance geben.
Die Rezepte allerdings sind sehr interessant. Wenn ich spontan an die indische Küche denke fällt mir Hähnchencurry ein und das wars. Wer also spannende Rezepte abseits des Mainstreams sucht, ist mit diesem Buch gut beraten. Ich werde mir definitiv noch einige der Zutaten besorgen, wofür gibt es denn Reformhaus und Onlineshops.
Ach ja – die Step-by-Step-Anleitungen finde ich übrigens gelungen. Nicht bei jedem Gericht sind sie sinnvoll, aber gerade bei pfiffigen Sachen wie z. B. den süßen Mondsicheln sind die sehr hilfreich.
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