Heute wird wieder fleißig gerettet. Dieses Mal fiel die Entscheidung auf „Brot und Brötchen“. Ja, was soll ich sagen. Das Brot und Brötchen einer Rettung bedürfen, ist für mich nichts neues. Schon seit längerer Zeit ärgere ich mich maßlos über doofes Discounterbrot und Bäcker, die nur noch aufbacken oder Backmischungen verwenden. Ich habe dem sogar schon einen ganzen Blogbeitrag gewidmet (siehe hier). Man steht im Supermarkt/Discounter/(Billig-)Bäcker und sieht diese wunderschönen Werbeaufnahmen von per Hand gekneteten Brotteigen, von Mehl das an den Teigen klebt, von händisch geformten Brötchen… Und die Wahrheit sieht doch so anders aus! Enzyme werden den Teigen zugesetzt, damit sie nicht an den Maschinen kleben beim kneten. Produziert wird zumeist im Ausland, unter unwürdigen Bedingungen, für Niedriglohn … Und alles nur damit wir ein Brot für 1 € und Brötchen für 10 Cent kaufen können. Riecht doch mal an diesem Brot. Ich finde immer es riecht muffig. Selbst wenn es ganz frisch aufgebacken (was anderes tun sie nicht, es ist nur AUFBACKEN) ist, riecht es muffig – je länger das Zeug liegt, desto schlimmer wird es.
Was gibt es nun für Alternativen? Wie in meinem älteren Artikel schon gesagt, unterstützt Bäcker die selber backen. Die keine Backmischungen nehmen, die noch Kontakt zum Brot haben und nicht nur gekaufte Fertig-Teiglinge in den Ofen schieben. Oder backt selber Brot. Ich komme mit Bio-Zutaten auf einen Gesamtpreis von ca. 77 Cent für ein ganz einfaches 750 g Weizenbrot zzgl. Kosten für Wasser und Energie. Wenn ich mit den Zutaten noch ein wenig spiele (Mehlsorten, Saaten, Körner etc.) dann wird es zwar mehr, aber nicht wirklich viel. Dazu kommt die einmalige Investition in einen Topf* (den ich wirklich sehr empfehle, da mir bisher fast alle Brote im Topf was geworden sind) und ein Gärkörbchen* (sieht einfach schöner aus mit Muster). Warum ich das Topfbacken so liebe und was es genau für Vorteile hat, hab ich übrigens in diesem Artikel beschrieben *klick*. So und nun genug allgemeines, natürlich habe ich auch ein neues Rezept mitgebracht ;).
Das man Kartoffeln in Brot verstecken kann, habe ich schon öfter gehört. Als ich nun letztens Kartoffel-Möhren-Brei vom Mittagessen des Vortages über hatte – sind wir ehrlich, so einen kleinen Klecks von vielleicht 100 – 200 g Brei vom Vortag isst niemand mehr pur – war mir das viel zu Schade zum wegwerfen. Und weil ich eh noch Brot backen wollte, hab ich die Reste kurzerhand mit in meinen Teig geworfen. Die Teigkonsistenz änderte sich zwar auf eine Art und Weise die ich nicht erwartet hatte, aber das Ergebnis war geschmacklich und optisch der HAMMER!
Weil mir dieses Brot so gut geschmeckt hat und es wirklich lange frisch blieb, experimentierte ich ein wenig damit herum und habe nun ein Rezept für Euch um selber megageiles Kartoffelbreibrot zu backen. Es ist übrigens nicht so schlimm, wenn Ihr etwas mehr oder weniger Kartoffelbrei zugebt. Daran scheitert weder Geschmack noch Optik im Endeffekt 😉
Für ein ca. 800 g schweres Brot:
650 g Mehl T 550
15 g Salz
10 g Hefe
400 ml Wasser
250 – 300 g Kartoffelbrei
2-3 Möhren
Für den Kartoffelbrei die Kartoffeln schälen, in Salzwasser gar kochen, das Wasser abgießen (und auffangen!). Die Kartoffeln mit ca. 30 g Butter stampfen und abkühlen lassen. Alternativ geht natürlich auch Kartoffelbrei vom Vortag, die Menge ist durchaus variabel. Aber Kartoffelbrei braucht Butter (oder halt Margarine in der veganen Variante). Alles andere wird nie so gut schmecken ;).
Das aufgefangene Kartoffelkochwasser auf 400 ml auffüllen, die Hefe darin auflösen. Das Mehl und das Salz in eine Rührschüssel wiegen, den Kartoffelbrei und das Wasser-Hefe-Gemisch dazugeben und etwa 10 Minuten durchkneten – am besten von einer Küchenmaschine. Der Teig wird recht flüssig und klebrig durch den Kartoffelbrei darin. Nicht wundern, das muss so sein. Ich habe verschiedenes probiert, z.B. den Kartoffelbrei erst später zugegeben, aber er wurde immer so weich. Die Möhren schälen und klein raspeln. Die Möhrenraspel abschließend unter den Teig kneten.
Den Teig in eine große (!) Schüssel geben und ca. 2 – 2 1/2 Stunden gehen lassen, bis sich der Teig deutlich vergrößert hat. In ein gut gemehltes Gärkörbchen umfüllen und die Oberseite des Teiglings noch einmal mit Mehl bestäuben. Gleichzeitig den Topf bei 230°C im Backofen für ca. 30-40 Minuten aufheizen. Den Topf mit Handschuhen aus dem Backofen holen, den Teigling in den Topf kippen (ich hoffe Ihr habt das Gärkörbchen wirklich gut gemehlt, sonst bekommt Ihr ein Unfallbrot 😛 ). Den Teigling einschneiden wenn Ihr wollt – sieht meist auch toll aus, wenn er natürlich reißt. Deckel drauf und ab in den Ofen für 40 Minuten. Dann den Deckel herunter nehmen und nochmal 6-7 Minuten backen. Aus dem Ofen nehmen, das Brot aus dem Topf kippen und abkühlen lassen.
Zunächst – ich liebe dieses Brot! Ich habe es in nicht mal 2 Wochen 3 x gebacken. Die Erfahrungswerte zeigen, dass der Teig leider jedes Mal klebrig und flüssig war, aber das fertige Brot dann total weich und lecker ist. Und es hält sich wirklich lange frisch ohne hart zu werden (bei reinem Weizen reicht ja teilweise 1 Stunde draußen liegen und es ist schon etwas hart…). Ich kann Euch also nur empfehlen, mal ein Brot mit Kartoffeln/Kartoffelbrei zu backen ;).
Ich liebe dieses Brot übrigens auch deshalb, weil es so eine schöne Resteverwertung ist. Kartoffeln über vom Vortag? Ab ins Brot. Kartoffelbrei über vom Vortag? Ebenso. Die Kartoffeln in der Speisekammer reichen nicht mehr für eine volle Mahlzeit, müssen aber trotzdem weg? Hey, wie wäre es mit einem Brot? Ihr seht glaube ich was ich meine *g*.
Tja und weil heute die Rettungstruppe unterwegs ist, könnt Ihr auf ganz vielen Blogs weitere tolle Brot- und Brötchenrezepte entdecken. Und übrigens – ich bin diesmal recht umtriebig. Weil ich mich nicht entscheiden konnte, was ich für Euch blogge, habe ich noch einen Gastpost verfasst. Findet Ihr meinen zweiten Beitrag? 🙂
- Paprika meets Kardamom: Naan aus der Pfanne
- Brittas Kochbuch: Fast No-Knead Sauerteigbrot aus dem Topf
- Magentratzerl: Pletzl
- Giftigeblonde: Bierbrot
- Summsis Hobbyküche: Baguette
- Was du nicht kennst: No Knead Bread
- Dynamite Cakes: Focaccia mit roten Zwiebeln
- brotbackliebeundmehr: Karottenbrot mit Kürbiskernen
- Kochen mit Herzchen: Niederrheinischer Butterstuten
- Anna Antonia: Pain au Chocolat
- Sakriköstlich: Mittelalterliches Bauernbrot
- Cuisine Violette: Vollkorntoast mit Emmer-Mehl
- Prostmahlzeit: Hanfbrot
- Unser Meating: 3-Minuten-Vielfaltbrot
- Food for Angels and Devils: (ein)genetztes Brot
- Feinschmeckerle.de: Kieler Semmeln
- Das Mädel vom Land: Kammutbrot
- Küchenliebelei: Ciabatta und daraus Cheese-Steak-Sandwich
- Auchwas: Croissants mit Urdinkelmehl
- Meins! Mit Liebe selbstgemacht: Pide
- Obers trifft Sahne: Walnuss-Bier-Brot
- German Abendbrot: Toastbrot
- Fliederbaum: Dinkel-Erdmandel-Brot
- Genial lecker: Dinkelbrötchen mit Buttermilch
20 Comments
Anonym
22. Juni 2016 at 08:05Oh das ist sehr luftig geworden.
LG Wilma/Pane-Bistecca
Anikó
22. Juni 2016 at 08:15Sehr schöne Idee! Auch wenn ich bei puren Kartoffeln, Reis und Nudeln kaum noch Reste produziere, passiert mir das bei Kartoffelbrei regelmäßig, wird also abgespeichert 🙂
Susanne
22. Juni 2016 at 09:11Rumfort-Brot :-). Wenn ich Brot backe,schweift meist der Blick durch die Küche und ich überlege, was rumliegt und verbacken werden kann. Auf kartoffelbrei bin ich da noch nicht gekommen….aber das könnte sich ändern 🙂
Giftige Blonde
22. Juni 2016 at 09:13Das schaut auch schon so schön saftig aus, kann mir gut vorstellen, dass das gut schmeckt und gut haltbar ist, wenn es nicht gleich weg ist ggg
Erdäpfelpüree habe ich zwar nie übrig, aber ich könnte ja mal drauf hinarbeiten.
lg. Sina
Valesa Schell
22. Juni 2016 at 10:09Ich backe auch oft Brote mit Kartoffelpüree, wenn ich welches übrig habe, total lecker! Manchmal mache ich sogar absichtlich mehr Püree…
Liebe Grüße
Valesa
Anonym
22. Juni 2016 at 11:42Deiner Schimpftirade über Discounterbrot kann ich nur zustimmen. Ich finde, im Gegenteil zu selbst gebackenen sind die sooo leicht, dass man schon ahnen kann, dass dafür keine gute Zutaten verwendet wurden. Danke auch für den Link zum Topf, der ist mal in einem realistischeren Preissegment für mich als Studentin. Muss zwar trotzdem ordentlich sparen, aber 50€ erreich ich eher als das dreifache, was man auch problemlos für Töpfe ausgeben kann.
Lg, Miriam
Dynamite Cakes
22. Juni 2016 at 12:05Ich bin ja nicht so der Kartoffelfreund, aber abgewandelte Kartoffeln aller Art liebe ich, und ich erschreicke ich jedes Mal, wie "flüssig" Brotteig mit Kartoffelbrei ist udn dann wird da so etwas tolles draus. Dein Brot sieht zum Anbeißen aus 🙂
Weil ich das grad las mit dem Hartwerden von Brot: Mir ist in letzter Zeit auch aufgefallen, dass selbstgebackenes Brot immer weich ist, auch wenn es unverpackt einfach da liegt. Und du hast Recht, die Brötchen von woanders werden steinhart, wenn man sie nicht gleich einpackt 😉
Ich tausche übrigens ein Focaccia gegen ein Kartoffelbrot.
Drück dich, Franzi
Das Mädel vom Land
22. Juni 2016 at 12:06Die Farbe von deinem Brot ist sehr interessant! Und Karotten im Brot gehen sowieso immer – das halte ich insgesamt für eine tolle Kombi 🙂
Liebe Grüße!
Julia
22. Juni 2016 at 12:13was für eine tolle idee! bisher habe ich solche kartoffelbrei-reste immer zu plätzchen gebacken und zum salat serviert. aber das ist natürlich eine geniale verwendung! super!
rike
22. Juni 2016 at 19:27Ich versuche immer, Kartoffelbrei übrig zu haben (ich hatte da mal ein Rezept für so einen Rest), meine Mädels machen mir da immer einen Strich durch die Rechnung. Aber vielleicht zwacke ich vorher mal was ab, weil das supersimpel klingt! Danke!
Susi L.
23. Juni 2016 at 08:57Das sollte man auf jeden Fall "Sonnenscheinbrot" taufen! Das schaut echt total schön aus durch die Karotten und die Kartoffeln. Nun hab ich gleich eine Verwendung, falls mir mal Erdäpfelpüree übrig bleibt.
Anonym
23. Juni 2016 at 09:14Soo schön schaut das aus… hier bleibt bloß garnie Kartoffelbrei übrig, da kann ich machen wieviel ich will. Muß ich mal heimlich tun…
Carolin
23. Juni 2016 at 12:06Das sieht echt mega aus! So ein Gärkörbchen und einen fetten gusseisernen Topf will ich auch noch kaufen – kommt mal auf die Liste 😉
Ich hab vor ner Weile mal Süßkartoffelbrötchen gemacht. Die waren vom Teig her auch sehr weich, aber nachher ganz toll. Kann das also nur unterstützen 🙂
Liebe Grüße!
Alexandra
24. Juni 2016 at 07:02Das Brot sieht toll aus. Tolles Muster, tolle Farbe. Und ich finde es genial, dass Du übrigen Kartoffelbrei verarbeitet hast.
Gruß,
Alexandra
Katrin Mämpel
25. Juni 2016 at 12:32Was für eine tolle Farbe. Kartoffelbrot steht ja schon länger auf meiner Liste, aber mit Kartoffelbrei ist es natürlich auch eine gute Idee. Und bei mir ist immer welcher übrig. Da kann ich machen was ich will.
Küchenliebelei
26. Juni 2016 at 18:41Oh, ich liebe Kartoffeln im Brot (und auch Süßkartoffeln kann ich mir total gut vorstellen, wenn ich das gerade oben bei Carolin sehe). Und das fertige Brot sieht bei Dir wirklich einfach nur toll aus! Ich merke mal wieder, beim Durchlesen hier, dass ich sehr viel mehr Brot backen sollte!
Liebe Grüße!
Ina Feinschmeckerle
26. Juni 2016 at 19:48wenn resteverwertung immer so schön funktionieren würde… sieht wirklich köstlich aus 🙂
Anonym
30. Juni 2016 at 04:07Ich habs gewagt!!
Und das Brot ist wunderbar!
Super feucht und geschmackvoll.
Hab Vollkornmehl verwendet, das machts genauso gut.
Danke fuers Rezept!
Hier ist mein Eintrag!
http://pane-bistecca.com/rezepte-recipe-blog/kartoffelbreibrot-nachgebacken
LG Wilma / Pane-Bistecca
Petra Hermann
30. Juni 2016 at 21:28Das sieht super aus und Möhrchen haben ja noch nie geschadet 😉
Karin Müller
7. August 2016 at 14:53immer wieder lecker, so ein Brot mit Kartoffelbrei 🙂
LG
Karin von Food for Angels and Devils